Saterfriesisches Wörterbuch
Info      Themen 

hoog (hager, hagste/hoogste)

1. hoch: 1.1 die näie Säärktouden liet hager as die oolde, man hie is juustso hoog : der neue Kirchturm sah höher aus als der alte, aber er ist genauso hoch. 2. in die Höhe: hie sproang hoog : er sprang in die Höhe. in hoher Stellung: hie is hoog an : er ist in hoher Stellung; er hat einen hohen gesellschaftlichen Rang, eine hohe Stellung in der Gesellschaft erreicht. 4. schwierig, verwickelt: dät is tou hoog foar mie : das ist mir zu schwierig. 5. hinauf, hinan: wie gunge bie dän Bíerig hoog : wir gehen den Hügel hinauf. 6 . (Stimme) hell, klar, hoch klingend: hoog sjunge : mit heller Stimme singen. 7. höchste: 7.1 et wädt hoogste Tied, dät ju bie uus kumt : es wird höchste Zeit, dass sie zu uns kommt. 7.2 die twäide hoogste, die träde hoogste, die fjode hoogste Boom : der zweithöchste, der dritthöchste, der vierthöchste Baum.

bie... hoog

an einem Gegenstand entlang nach oben; hinauf/herauf: hie lapt bie de Trappe hoog : er läuft die Treppe hinauf/herauf.

Biest, -e(r), dät

Biest: vor allem in der Redensart: dät is n hoog Biest: das ist ein hohes Tier, eine wichtige Persönlichkeit.

Roup, die

Ruf, Schrei: deer geen n groten Roup fon do Ljudene hoog: da ging ein großer Schrei von den Leuten hoch.

hoogklauerje

1. hochklettern: hie klauerde dän Boom gau hoog : er kletterte den Baum schnell hoch.

hoogkraabje

1. sich wirtschaftlich oder gesundheitlich wieder erholen. 2. sich mit Mühe erheben; sich aufraffen: hie krabede sik wier hoog : er raffte sich wieder auf.

hoogkume

heraufkommen: hie koom ju Trappe hoog : er kam die Treppe herauf.

klauerje

klettern: 1. mäd fieuw Jíer al klauerde hie bie do Bome hoog : bereits mit fünf Jahren kletterte er die Bäume hoch. 2. mit Mühe ein Hindernis überwinden: truch ju tichte Häge klauerje : sich durch die dichte Hecke quälen.

knüdelje

1. Polster bilden; nicht glatt sitzen; hochrutschen: dät Klood knüdelt sik bie dän Rääg un bie dän Íers hoog : das Kleid bildet Polster am Rücken und am Gesäß.

Kop, -pe, die

1. Kopf: 1.1 Kop of Íere: Kopf oder Adler. 1.2 hie woget (sik) Kop un Kroage: er riskiert Kopf und Kragen. 1.3 Kop un Stäit nai bieëenuur: (von kleinen Menschen oder Tieren) Kopf und Schwanz nahe beieinander. 1.4 hie drägt dän Kop tou hoog : er ist hochnäsig. 1.5 uut dän Kop : auswendig. 1.6 mäd dän Kop oarbaidje : nachdenken, sich konzentrieren. fóar dän Kop kält mie : die Stirn tut mir weh. hie häd sien hele Jeeld ap dän Kop hauen : er hat sein ganzes Geld verschwendet. 1.9 hie is fon Släip uur dän Kop falen: er ist vor Schläfrigkeit umgefallen. 1.10 n Kop kuter moakje: enthaupten. 1.11 ju stoalde dät hele Húus ap dän Kop, um dän Bril tou säiken : sie stellte das ganze Haus auf den Kopf, um die Brille zu suchen. 1.12 hie is n Kop gratter as iek : er ist einen Kopf größer als ich. 1.13 dät kumt ap dän Kop ou : das stimmt genau. 1.14 dät moast du die uut dän Kop slo : das musst du dir aus dem Kopf schlagen; das musst du vergessen. 1.15 dät stigt mie tou dän Kop : ich werde böse. 1.16 die häd n Kop! : der Mann ist äußerst hartnäckig! 1.17 die Wien stigt mie in dän Kop : der Wein berauscht mich. 1.18 do Koppe touhopestete : die Köpfe zusammenstecken; insgeheim Pläne machen. 1.19 aan wät fóar dän Kop haue/kwede : einem etwas unverblümt und von Angesicht zu Angesicht sagen. 1.20 hie häd et in dän Kop : er ist geistig etwas verwirrt. 1.21 hie hoaldt hier ju Hounde buppe dän Kop : er bewahrt sie vor allerlei Unannehmlichkeiten. 1.22 hie kwädt die sien Menenge liek fóar dän Kop : er sagt einem seine Meinung rundheraus. 1.23 hie lät den Kop hongje : er ist niedergeschlagen. 1.24 hie ron mäd dän Kop fóar do Fäite deerwai : er lief niedergeschlagen dahin. 1.25 iek läite mie nit ap dän Kop skiete : ich lasse mich nicht auf den Kopf scheißen; ich lasse mich nicht fertigmachen. 1.26 toumoal skoot mie die Nome in dän Kop : plötzlich fiel mir der Name ein. 1.27 jo häbe sik bie dän Kop : sie haben Streit miteinander. 1.28 hie stuud deer mäd dän Kop in de Näkke : er stand da mit weit zurückgelegtem Kopf. 1.29 uur dän Kop gunge : Bankrott machen. 1.30 uur dän Kop smiete : zu Boden werfen; umwerfen. 1.31 die Wíend waide dät Húus boalde uur dän Kop : der Wind wehte das Haus beinahe um. 1.32 hie ron mie uur dän Kop : er rannte mich über den Haufen. 1.33 hie moaste dät Riemsel uut dän Kop aptälle : er musste das Gedicht auswendig aufsagen. 1.34 uut sin oaine Kop : aus eigenem Antrieb; eigenmächtig. 1.35 Kop un Íers nai bieëenuur : kurz gebaut; gedrungen, untersetzt. 1.36 hie siet Kop uur do Ore in dän Sloot : er saß bis über die Ohren im Graben. 1.37 jo häbe mie boalde uur dän Kop fíerd : sie haben mich beinahe über den Haufen gefahren. 2. Kopf als Sitz des Willens: wät du nit in dän Kop hääst, moast du in do Fäite häbe : was du nicht im Kopf hast, musst du in den Füßen haben. 3. Kopf als Sitz des Gefühls: wie häbe him dän Kop düchtig/düftig heet moaked: wir haben ihm den Kopf richtig heiß gemacht. 4. Kopf als Sitz des Verstandes: 4.1 hie häd n klouken Kop: er ist intelligent 4.2 ju is noch goud in dän Kop: sie ist geistig noch auf der Höhe. 5. (Hafer) Rispe. 6. das stumpfe Ende des Eis. 7. Knospe: ju Bloume häd n Masse Koppe: die Blume hat viele Knospen. 8. Spitze des Torfhaufens. 9. Obertasse. 10. das erste Element einer Reihe. 11. Frisur: ju häd n näien Kop kríegen: sie hat eine neue Frisur bekommen. 12. Kopf eines Backsteins.

meger (megerder, megerste)

1. mager: dät Bäiden is so meger, deer sit boalde neen Lieuw of Sele oane : das Kind ist so mager, da sitzt kaum Leib oder Seele daran. 1.2 dät is die n megern Ängelboart!: das ist, sage ich dir, ein völlig abgemagerter Mensch! 1.3 n meger, hoog apsketen Wucht: ein mageres, hoch aufgeschossenes Mädchen. 1.4 hie is so meger as n Stok: er ist so mager wie ein Stock.

Ounsjoon, dät

1. Ansehen: hie stoant hoog in Ounsjoon: er steht hoch im Ansehen. 2. äußere Erscheinung: iek kanne him bloot fon Ounsjoon: ich kenne ihn nur vom Ansehen – nicht persönlich.

hoogflitterje

hochflattern: do junge Akstere flitterje hoog : die jungen Elstern flattern hoch.

sjunge iek sjunge, du sjungst, hie/ju sjungt, wie sjunge; soang, soangen; soangen; sjunge! sjunget!

1. singen: 1.1 so as do Oolde/Oolden sjunge, so floitje/piepje do Junge : wie die Alten/Eltern singen, so zwitschern die Jungen. 1.2 hie kon sjunge as n Ku ap n Wusthouden : er kann singen wie eine Kuh auf einem Wursthorn, d. h. schlecht. 1.3 hoog sjunge : mit heller Stimme singen. 1.4 jie konnen wäil/wül tougliek sjunge, man nit bale : ihr könnt wohl zugleich singen, aber nicht reden. 1.5 hie sjungt foar sik : er singt solo. 1.6 ju is äuwelg wai tou sjungen : sie geht heute Abend zum Gesangverein. 2. klingen: do Ore sjunge mie : mir klingen die Ohren. 3. (Wasser) in den frühen Stadien des Siedens ein singendes Geräusch von sich geben: dät sjodende Woater in dän Setel sjungt : das kochende Wasser im Kessel erzeugt ein singendes Geräusch.

slingelje

1. wanken, torkeln. 2. (+ sik) ranken, schlängeln: die Wien slingelde sik an de Múre hoog : der Wein rankte sich an der Mauer hoch.

stounde iek stounde, du stoanst, hie/ju stoant, wie stounde; iek stuud/stude, du stuust, hie/ju stuud/stude; steen; blieuw stounden! blieuwet stounden!

1. stehen; sich in aufrechter Haltung befinden: 1.1 (nach langem Stehen) iek stounde mie do Bene in t Lieuw : ich stehe mir die Beine in den Leib. 1.2 ap stoundenden Fout : sofort; stehenden Fußes. 1.3 mäd de Floaine ap de Tille stounde : mit dem Flegel auf dem Steg stehen (= leicht beleidigt sein). 1.4 du stoanst deer fain ape : du siehst gut aus auf dem Foto, Bild. 1.5 hie kuud nit toun Stounden kume : er konnte nicht zum Stehen kommen. 1.6 stoundend Koardel : stehendes Getreide im Gegensatz zu läzend Koardel : liegendes Getreide. 2. sich an einer bestimmten Stelle befinden: 2.1 do Tuvvelke stounde ap t Fjúur : die Kartoffeln stehen auf dem Feuer. wan du din Bräi nit apíete koast, dan wollen wie him stounde läite , bit du wier Smoacht hääst: wenn du deinen Brei nicht aufessen kannst, dann wollen wir ihn stehen lassen, bist du wieder Hunger hast. 2.3 die Roage stoant noch bute: der Roggen steht noch auf dem Felde. 2.4 sien Lieden stoant mie noch kloor fóar do Ogene: sein Leiden steht mir noch deutlich vor den Augen. 2.5 ju Sunne stoant hoog an dän Hemel : die Sonne steht hoch am Himmel. 3. (Kulturpflanzen) in einem bestimmten Stand des Wachstums sein: ju Wete stoant goud : der Weizen wächst gut. 4. als Bauwerk vorhanden sein: do Húze stounde Mon an Mon : die Häuser stehen gleich nebeneinander. (+ sik) in einem bestimmten Verhältnis zueinander sein: jo stounde sik nit goud : sie können nicht gut miteinander; sie sind keine Freunde. beteuern: ju stoant ap hiere Uunskeeld : sie beteuert ihre Unschuld. 7. beschäftigt sein; im Dienst sein: die junge Koaster stoant in Romelse, die Pastoor in Strukelje : der junge Lehrer ist in Ramsloh im Dienst, der Pfarrer in Stücklingen. 8. (Kleidungsstück) passen: dät Klood stoant die goud : das Kleid steht dir gut. 9. (+ sik) in bestimmten finanziellen Verhältnissen stehen: hie stoant sik goud : er hat ein gutes Auskommen. 10. hervortreten, hervorquellen: dät Woater stuud mie twiske do Tonen : das Wasser quoll mir zwischen den Zehen hervor. 11. beharren, bestehen: hie stoant ap sien Menenge : er beharrt auf seiner Meinung. 12. (Kuh) trächtig werden: ju Ku häd nit steen : die Kuh ist nicht trächtig geworden. 13. (Wasser) nicht fließend: stoundend Woater : stehendes Wasser. 14. mäd stoundenden Woain fíere : mit einem Wagen voll Getreide vom Feld in die Scheune fahren und sofort mit einem leeren Wagen zurückkommen, sodass immer ein Wagen zur Beladung auf dem offenen Feld steht, während der volle Wagen in der Scheune ausgeladen wird. 15. deer stoant aan ap : auf dieses Ereignis muss ein Schnaps getrunken werden.

Täl, die

1. Achtung, Ansehen: 1.1 hie stoant nit hoog in Täl: er steht nicht hoch in Rechnung, im Ansehen; er ist unwichtig. 1.2 deertruch bääst du goud in Täl: das gereicht dir zur Ehre. 1.3 groot in Täl weze : hoch im Ansehen, berühmt, beliebt sein. 1.4 hie is bie do Noudfräizen in Bräist goud in Täl : er ist bei den Nordfriesen in Bredstedt angesehen. 1.5 hie is goar nit/niks in Täl : er wird gar nicht für voll genommen. 1.6 hie is nit goud in Täl : er hat einen zweifelhaften Ruf. 1.7 hie is goud bie dän Boas in Täl : er steht in der Gunst des Chefs, ist beim Chef gut angeschrieben.

Tjoonst, -e, die

1. Dienst: 1.1 in Tjoonst níeme: in Dienst nehmen. 2. Dienstverhältnis: 2.1 ju is in Tjoonst bie n Búur: sie dient bei einem Bauern. 2.2 do Tjoonste : die Hausangestellten. 3. Dienstverhältnis beim Militär: hie is hoog in Tjoonst : er hat einen hohen Dienstgrad als Offizier oder Unteroffizier.

umetouloangje (b)

mit ausgestreckten Armen umfassen: hie loangede ju Kiste umetou un tilde hier/ze hoog : er umfasste die Kiste mit ausgestreckten Armen und hob sie hoch.

hooghongelje

an einem glatten Baum oder Mast mithilfe der Arme hochklettern: hie hongelde sik bie dän Peel hoog : er kletterte den Pfahl hoch.

hoogfljoge

1. (Vogel) hinauf-, herauffliegen. 2. schnell und übereilt hinauflaufen; hinaufstürzen: hie floog ju Trappe hoog : er stürzte die Treppe hinauf.

apskjote

1. (Pflanzen) aufschießen, in die Höhe schießen; sich bestocken: ju Wete skjut ticht un hoog ap : der Weizen bestockt sich gut dieses Jahr. 2. (Menschen) schnell in die Höhe wachsen: 2.1 hie is loange apsketen : er ist hochgewachsen. 2.2 hoog apsketen : mit langen Beinen. 2.3 tään apsketen : hoch und schmal mit langen Gliedern.

Fone, -n, ju

1. Fahne: man dúurt ju Fone nit tou hoog luke: man darf nicht einem zu großen Luxus frönen. 2. ein weißes Tuch als Zeichen, dass das Arbeitsvolk vom Land kommen soll: wie mouten ju Fone uutstete, dät do Ljude fon dän Foan kume: wir müssen die Fahne ausstecken, damit die Leute vom Moor kommen.

ferskeelded

verschuldet, belastet: hie is so hoog ferskeelded, wiel hie nooit mäd Jeeld umegunge kude : er ist so hoch verschuldet, weil er nie mit Geld umgehen konnte.

boazje

1. im Delirium oder Fieber irre reden, fantasieren: 1.1 ju hied so hoog Fäiver, ju fäng oun tou boazjen : sie hatte so hohes Fieber, dass sie zu fantasieren begann. 1.2 n boazjende Kroankhaid : ein mit Delirium verbundene Krankheit. [mnl. bazen]